Chemieproduktion geht 2023 um elf Prozent zurück

Prognose 2024: Weiteres Minus beim Umsatz erwartet

VCI-Präsident Markus Steilemann

Die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland hat Bilanz für das Jahr 2023 gezogen und blickt auf schwierige zwölf Monate zurück. Die Hoffnungen auf eine Belebung der Konjunktur haben sich nicht erfüllt. „Wir befinden uns mitten in einem tiefen, langen Tal. Und noch ist unklar, wie lange wir es durchschreiten müssen“, kommentiert der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie, Markus Steilemann, die Lage. Ein schneller Aufschwung sei nicht in Sicht.

Die größte Herausforderung der deutschen Wirtschaft ist die schwachen Konjunktur zusammen mit strukturellen Problemen. Insgesamt ging die Chemieproduktion inklusive Pharma um acht Prozent zurück. Rechnet man das Pharmageschäft heraus, liegt der Rückgang bei elf Prozent. Den Unternehmen fehlten zunehmend die Aufträge. Die Kapazitäten der Branche waren mit durchschnittlich rund 77 Prozent nicht ausgelastet. Damit liegt die Produktion seit neun Quartalen unterhalb der wirtschaftlich notwendigen Grundauslastung von 82 Prozent.

Umsatz der Chemiebranche sinkt um zwölf Prozent

Die Hersteller anorganischer Grundstoffe sowie von Seifen, Reinigungsmitteln und Kosmetika drosselten ihre Produktion um zehn Prozent. In der Fein- und Spezialchemie lag der Produktionsrückgang bei vier Prozent. Auch die Pharmasparte hatte nach dem Impfstoffboom mit schlechten Standortbedingungen zu kämpfen und büßte drei Prozent ein. Mit rund 230 Milliarden Euro lag der Branchenumsatz zwölf Prozent niedriger als im Vorjahr. Besonders kräftig fiel der Rückgang im Inlandsgeschäft aus. Die Verkäufe sanken um 16 Prozent auf 86 Milliarden Euro. Der Auslandsumsatz lag mit 144 Milliarden Euro zehn Prozent niedriger als im Vorjahr. Zum Umsatzrückgang haben auch rückläufige Chemikalienpreise beigetragen. Die Erzeugerpreise für chemisch-pharmazeutische Produkte waren 2023 durchschnittlich rund ein Prozent günstiger als im Vorjahr.

40 Prozent der Unternehmen beklagen Gewinnrückgänge

Umsatzrückgang, sinkende Verkaufspreise und hohe Produktionskosten setzen die Gewinne der Unternehmen erheblich unter Druck. Laut aktueller VCI-Mitgliederumfrage beklagen knapp 40 Prozent deutliche Gewinneinbrüche. Rund 15 Prozent der Unternehmen schreiben bereits rote Zahlen. Gleichzeitig zwingt die anhaltend schwierige Geschäftslage die Unternehmen zu schmerzhaften Anpassungen. „Je länger diese Situation anhält, desto mehr müssen wir damit rechnen, dass weitere Anlagen stillgelegt werden“, warnt Steilemann. Auch der Ausstieg aus defizitären Geschäftsfeldern, Investitionsverlagerung ins Ausland oder Personalabbau seien mittlerweile nicht mehr auszuschließen. Laut VCI-Mitgliederumfrage stemmen sich die Unternehmen mit aller Kraft gegen die Krise. 70 Prozent haben angekündigt, Effizienzmaßnahmen noch stärker in den Fokus zu rücken. Jedes zweite Unternehmen plant, die Innovationsanstrengungen zu intensivieren. 30 Prozent der Unternehmen wollen den ökologischen Umbau beschleunigen. „Wir sind ein Standort mit immensem Potenzial“, erklärt VCI-Präsident Steilemann. „Wir reichen der Politik die Hand, jetzt mit vollem Elan die dringend notwendigen Strukturreformen anzugehen.“

Ausblick 2024: Keine Erholung für Chemieindustrie in Sicht

Zum Jahresende herrscht in der Branche weiterhin Rezessionsstimmung. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind negativ. Damit dürften weiter Aufträge im Chemiegeschäft fehlen. Der VCI geht deshalb für das kommende Jahr nicht davon aus, dass die Chemieproduktion wieder ansteigt. Beim Branchenumsatz wird ein Minus von drei Prozent erwartet. Diese Prognose bestätigen auch die Ergebnisse der aktuellen Mitgliederumfrage: Die Unternehmen rechnen kurzfristig nicht mit einem Aufschwung. 45 Prozent rechnen frühestens 2025 mit einer Besserung.