Chemie-Tarifverhandlungen in Hessen: Arbeitgeber fordern Tarifabschluss mit Augenmaß

Chemie- Tarifverhandlungen in Hessen

Nach intensiven Gesprächen ist die erste regionale Verhandlungsrunde in der hessischen Chemieindustrie ohne konkretes Ergebnis vertagt worden. Die weiteren Verhandlungen werden am 5. September in Hannover auf Bundesebene fortgesetzt. Die hessischen Chemie-Arbeitgeber lehnen die Forderung der IG BCE von sechs Prozent mehr Entgelt und zusätzlich einem Prozent durch die Verdoppelung des Urlaubsgeldes als überzogen ab. Sie begründen dies mit einer Abschwächung der bisherigen Sonderkonjunktur und zunehmenden Risiken für die exportorientierte Chemie- und Pharmabranche.

„Es mehren sich die Anzeichen, dass sich die derzeit noch vorhandene Wachstumsdynamik bereits im Jahresverlauf verlangsamen wird. Zudem hat die Verschärfung der jüngsten Handelskonflikte das Potenzial, unsere exportorientierte Branche sehr empfindlich zu treffen“, erklärte Matthias Bürk (Merck KGaA), Verhandlungsführer der hessischen Arbeitgeberseite. Bei einem solchen Ausblick dürfe man keine übermäßige Hypothek für die Zukunft eingehen. „Denn wir müssen mit den Ergebnissen unserer Verhandlungen auch dann noch umgehen können, wenn die Zeiten schlechter werden“, erwiderte er in Bezug auf die hohe Forderung von insgesamt 7 Prozent.

Dabei wolle man die Beschäftigten wie immer fair beteiligen. Schon heute verdient ein Tarifbeschäftigter in Vollzeit in der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Schnitt 59.000 Euro brutto im Jahr. Die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern durch die Unternehmen zeige sich aber mindestens ebenso stark in den ständigen Anstrengungen, den Erfolg der Industrie langfristig zu garantieren und den Beschäftigten sichere Zukunftsperspektiven zu bieten. Hierzu müsse man vor allem dem Mittelstand die notwendige Luft zum Atmen lassen: für Investitionen, Innovationen und die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Die Unternehmen werden zunehmend durch staatliche Regulierungen belastet. Direkten Einfluss könnten Arbeitgeber und Gewerkschaften nur bei den Arbeitskosten nehmen. „Hier sind wir in der Verantwortung – und der müssen wir nachkommen“, forderte Bürk. Mit Blick auf die Gestaltung der zukünftigen Arbeitswelt sei man bereit, zusammen mit dem Sozialpartner Fortschritte für beide Seiten zu erzielen. „Wir setzen dabei auf flexible Arbeitsmodelle, die die Chancen der Digitalisierung nutzen und dem Bedarf der Unternehmen bei Arbeitszeit und Arbeitsvolumen gerecht werden“.