Chemieunternehmen profitieren von ganzheitlichem Logistikansatz

Transport und Lagerung aus einer Hand

Auf die Aufbewahrung von Chemikalien spezialisiertes Lager mit integriertem Risikomanangement

Je häufiger ein chemischer Stoff bewegt wird, desto größer ist das Risiko für Mensch und Umwelt: Werden Behälter und andere Verpackungen beschädigt, können hochentzündliche, giftige oder explosive Stoffe austreten. Der Umgang mit diesen Stoffen erfordert daher nicht nur Sorgfalt, sondern auch Know-how. Spezialisierte Logistikdienstleister schaffen individuelle Lösungen, die Aspekte wie Sicherheit, Nachhaltigkeit und Effizienz miteinander vereinen.

Rund zwei Drittel aller chemischen Produkte werden innerhalb der Industrie weiterverarbeitet. Damit die sensiblen Güter sicher vom Produktions- zu ihrem Einsatzort gelangen, sind Logistikkonzepte gefragt, die alle branchenspezifischen Vorgaben berücksichtigen. Gerade in der chemischen Industrie müssen sowohl Lagerimmobilien als auch Transportmittel Anforderungen erfüllen, die weit über das übliche Maß hinausgehen. Zertifizierungen wie das Sicherheits- und Qualitätsbewertungssystem SQAS des Europäischen Chemischen Industrieverbands (kurz Cefic) regeln und bewerten zusätzlich die Aspekte Qualität, Sicherheit, Gesundheit und Umweltverträglichkeit von Logistikdienstleistern. Gleichzeitig machen aktuelle Entwicklungen wie die bundesweit zunehmende Flächenknappheit und der allgemeine Fachkräftemangel der Logistikbranche zu schaffen.

Rhenus bietet zuverlässiges Risikomanagement durch spezialisiertes Lager

Tim Jaspert, Global Business Development Director, ist bei Rhenus Warehousing Solutions für den Bereich Machinery & Industrial verantwortlich. Auf weltweit vier Millionen Quadratmetern bietet der Logistikdienstleister Lagerlösungen für Industrie und Handel. Davon sind mehrere Tausend angelegt für verschiedenste Chemikalien und Gefahrstoffe. „Der Umgang mit potenziell gefährlichen Stoffen stellt höchste Anforderungen an alle Beteiligten“, so Jaspert. Neben der reinen Lagerung übernehmen die Mitarbeitenden verschiedene Dienstleistungen speziell für die chemische Industrie. Dazu gehören das Verpacken der Ware, das Erstellen von Gefahrgutlabeln je nach Bestimmungsland, Probenentnahmen, Qualitätskontrollen, verschiedene Misch- und Abfülldienstleistungen und nicht zuletzt die Zollabwicklung. Für ein zuverlässiges Risikomanagement sind neben dem jeweiligen Logistikdienstleister auch die lokalen Behörden und Rettungsdienste eingebunden. Individuelle Notfallpläne regeln, welche Szenarien eintreten können und wie damit umzugehen ist. Ein kontinuierliches Gefahrstoffmonitoring, das Aufschluss über die Art und Menge der aktuell gelagerten Stoffe gibt, ist dabei unerlässlich.

„Auch die Immobilien selbst müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, zumal die Waren oft über einen längeren Zeitraum im Lager verbleiben“, berichtet Jaspert. „Neben der entsprechenden Technik sind auch bauliche Besonderheiten zu beachten.“ Stoffe, die miteinander reagieren, müssen meist in entsprechenden Brandabschnitten getrennt voneinander gelagert werden. Diese lassen sich im Ernstfall abriegeln, sodass mögliche Brände und andere Kontaminationen nicht auf andere Bereiche übergreifen. Brandmelde-, Sprinkler- und Gaswarnanlagen sind ebenso erforderlich wie Sicherheitsschleusen, Löschwassersammelbecken und eine durchdachte Lüftungstechnik mit Absauganlagen. Auffangwannen verhindern, dass auslaufende Stoffe im Boden versickern und ins Erdreich gelangen. Um dem steigenden Bedarf an spezialisierten Lagerflächen trotz der aktuell hohen Auslastung gerecht zu werden, baut Rhenus derzeit die eigenen Kapazitäten aus. Auch für den Warenumschlag und das Vorbereiten der Ware für den Transport ist geeignetes Equipment erforderlich. Das beginnt schon bei der Verpackung. Diese muss je nach Verkehrsträger individuell auf das zu befördernde Gefahrgut abgestimmt sein.

Chemikalien und Gefahrstoffe sicher und nachhaltig transportieren

Christian Kalle, Geschäftsleiter der Rhenus Chemical & FTL Solutions, ist bei Rhenus Road Freight für den Bereich Chemie zuständig. Jede Gefahrgutsendung gilt es, nach internationalen Vorschriften auf ihre Richtigkeit und Sicherheit zu überprüfen. Lkw, die Gefahrgut transportieren, müssen gemäß ADR, dem Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße, eine entsprechende Gefahrgutausrüstung mitführen. Dazu gehören neben der Ladungssicherung auch Warntafeln und -leuchten, Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Material, Schutzhandschuhe und ein geeigneter Atemschutz. Darüber hinaus sind unabhängig vom Verkehrsträger für jeden Gefahrguttransport die jeweiligen Beförderungspapiere auszufüllen und mitzuführen. „Unter Einhaltung höchster Qualitäts- und Sicherheitsstandards befördert Rhenus dabei Gefahrstoffe mit und ohne Temperaturführung und rundet diese um dedizierte, auf Kundenbedarfe ausgerichtete Customer Service Dienstleistungen ab“, so Kalle. 

Die ökologischen Herausforderungen spielen mehr denn je eine prägnante Rolle in der Logistik, denn die chemische Industrie will nachhaltiger werden. Die Initiative „Chemie hoch 3“ hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema bis 2030 als Leitbild in der Branche zu verankern. Zunehmend beziehen Chemieunternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in die Auswahl geeigneter Dienstleister und Lieferanten ein. An einem norddeutschen Lagerstandort setzt Rhenus zwei LNG-Trucks für die Produktionsversorgung der chemischen Industrie ein. „Im Rundlauf zwischen Lager und Kundenwerk versorgen wir täglich in rund 35 Touren zwei Chemieproduzenten mit produktionsnahen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen”, sagt Jaspert. Dazu gehören auch Verpackungsmaterialien, Etiketten und Paletten, die der Logistikdienstleister termingerecht anliefert. Im Gegenzug nimmt er bereits fertig verpackte Produkte mit ins rund 25 Kilometer entfernte Warehouse und lagert sie dort ein, bis sie vom Kunden abgerufen werden.

Für Kurzstrecken dieser Art eignen sich die LNG-Fahrzeuge gut, da sie unnötige CO2-Emissionen vermeiden und damit besonders nachhaltig sind. Auf längeren Strecken muss jedoch immer auf die vorhandenen Betankungsmöglichkeiten geachtet werden. Das beeinflusst die Flexibilität. Hinzu kommt, dass der Betrieb dieser Fahrzeuge aufgrund der gestiegenen Gaspreise derzeit an Wirtschaftlichkeit verliert. „Rhenus wird die Nutzung alternativer Antriebe gegenüber dem mit Verbrennungsmotor angetriebenen Lkw weiter vorantreiben und ihr Angebot weiter ausbauen, um im Vergleich zum klassischen Lkw CO2-neutraler zu werden“, so Kalle. In einem Feldversuch testet das Unternehmen beispielsweise den Einsatz von E-Lkw auf Langstrecken. Außerdem bietet der Logistikdienstleister seinen Kunden bereits intermodale Lösungen an, die den umweltfreundlicheren Verkehrsträger Bahn einbeziehen.

Gemeinsame Schnittstelle vereinfacht logistische Prozesse

Was oft von verschiedenen Partnern abgewickelt wird, erfolgt bei Rhenus aus einer Hand. Gerade in der Chemielogistik, wo es auf fachkundiges Personal, effiziente Prozesse, geeignetes Equipment und eine zuverlässige Dokumentation ankommt, laufen die Prozesse so schneller und reibungsloser ab. Ein Beispiel dafür ist das Transport-related-Warehousing (TRW), von dem Chemieunternehmen in zweierlei Hinsicht profitieren: Zum einen stellt der Logistikdienstleister in seinen Sammelgut-Terminals Lagerkapazitäten zur Verfügung. Die gelagerte Ware kann er anschließend direkt in das Sammelgutnetzwerk einspeisen, was im Idealfall zu einer schnelleren Auslieferung führt. Zum anderen haben Kunden die Möglichkeit, ihre eigenen Kapazitäten auszulagern. Das entlastet die Produktion. 

Dieser ganzheitliche Ansatz beinhaltet Services wie die Lagerung und den Transport und kann um Mehrwertdienstleistungen an der Ware und zum Beispiel bei der Zollabwicklung ergänzt werden. Das kommt Chemieherstellern in vielerlei Hinsicht zugute. „Der große Vorteil solcher ganzheitlichen Ansätze ist, dass die Logistikketten deutlich transparenter werden“, meint Kalle. „Es müssen im Idealfall keine unterschiedlichen Dienstleister koordiniert werden, Schnittstellen und Umschläge werden reduziert, die Entscheidungswege sind kürzer und wir können flexibler auf Unvorhergesehenes reagieren.“