Sechs Thesen von Dachser über Lieferketten im Wandel

Zeitenwende in der Chemielogistik

Chemielogistik im Wandel

Digitalisierung, Klimaschutz und neue geopolitische Veränderungen stellen nicht nur Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen, sie definieren auch die Rolle der Logistik neu. Das gilt insbesondere auch für die Chemielogistik, die global ausgerichtet ist und darüber hinaus ganz besondere Anforderungen an die Logistik stellt. Der Logistikdienstleister Dachser, der sich mit seiner Branchenlösung Dachser Chem Logistics ganz besonders auf die Bedürfnisse von Kunden aus der chemischen Industrie ausgerichtet hat, hat vor diesem Hintergrund sechs Thesen aufgestellt, wie sich die aktuellen Transformationen auf die globalen Supply Chains auswirken.

Das Jahr 2022 war in der Zuspitzung vieler Ereignisse und Entwicklungen Symbol einer Zeitenwende, die auch tief in das Selbstverständnis der Chemielogistik hineinwirkt. Bisherige „gelernte“ Kunden-/Dienstleisterbeziehungen beginnen sich neu auszurichten. Auch für Logistikdienstleistungen in der Chemieindustrie verschiebt sich der Käufer- hin zu einem Angebotsmarkt. Logistik und Supply Chain Management werden neu bewertet. Das wirft die Frage auf, unter welchen Bedingungen sich diese Zeitenwende vollzieht, und wie Logistikdienstleister und ihre Kunden den Wandel gestalten. Für die chemische Industrie steht dabei der Faktor Sicherheit an erster Stelle, da unter anderem auch Gefahrgut transportiert wird. Für Dachser ergeben sich sechs Thesen für eine konstruktive Gestaltung einer Transformation, die für die Chemielogistik in die Zukunft weist.

These 1: Wirtschaftliche Blockbildungen verändern den globalen Handel.

Viele Produktionsunternehmen blicken mit Sorge auf den Technologie- und Handelsstreit zwischen China und den USA, bei dem sich die von ihnen jeweils dominierten Handelsräume zunehmend voneinander abkoppeln. Vor diesem Hintergrund werden Lieferabhängigkeiten von einzelnen Ländern und Regionen zunehmend als Risiko wahrgenommen. Gleichwohl sind und bleiben die Wirtschaftsräume in Asien, allen voran China, aber auch Indonesien, Malaysia, Vietnam und andere Länder im indopazifischen Raum, für produzierende Unternehmen und damit auch für die Logistik wesentliche Produktions- und Marktplätze.

Dies rückt eine besondere Qualität der Logistik in den Blick der Entscheider. Mit intelligenter Netzwerksteuerung sowie hoher Transparenz und Flexibilität entlang der gesamten Supply Chain kann Logistik ein entscheidender Faktor für einen gesunden globalen Wettbewerb sein, der selbstbestimmtes Wachstum in allen Weltregionen fördert.

These 2: Arbeitsteilung und Globalisierung werden fortbestehen.

Es zeigt sich, dass Arbeitsteilung und Globalisierung in Folge der Krisen veränderten „Spielregeln“ folgen: Eine Option ist beispielsweise der Umbau der Lieferketten in Richtung „Dual Sourcing“. Das bedeutet eine breiter aufgestellte Lieferantenbasis in mehreren Ländern und vor allem auch Weltregionen. Dazu kommt bei den Unternehmen eine verstärkte vertikale Integration, das heißt, mehr Wertschöpfung wird im Unternehmen selbst generiert, weniger zugekauft. Schließlich setzen viele Betriebe, auch aus der chemischen Industrie, auf einen deutlichen Ausbau der Lagerflächen.

„Waren die Supply Chains lange Zeit auf maximale Effizienz getrimmt und so einfach strukturiert wie möglich, so werden sie nun wieder komplexer und damit aufwändiger zu managen“, erklärt Burkhard Eling, CEO von Dachser. „Das kommt den Kernkompetenzen von Dachser entgegen. Gemeinsam mit unseren Kunden steigen wir in Supply Chain Optimization-Beratungsprojekten tief in die Analyse der globalen Lieferketten ein. Daraus resultieren maßgeschneiderte Lösungen mit einer End-to-End-Steuerung logistischer Prozesse und weitreichender Digitalisierung für eine optimale Supply Chain Visibility.“

These 3: Geopolitische Veränderungen erfordern klare Strategien für resiliente Logistiknetzwerke.

Im Vordergrund steht immer das Ziel, mit einem ganzheitlichen Ansatz die Resilienz der Supply Chains zu optimieren. In den vergangenen Jahren sind die Risiken einer Unterbrechung der Supply Chains deutlich gestiegen. Sie zwingen die Unternehmen mittlerweile in viel stärkerem Maße als früher dazu, geopolitische und gesellschaftliche Faktoren und Entwicklungen auch in ihre Aufwands- und Kostenkalkulationen einzubeziehen.

In akuten Krisen muss die Politik unmittelbar handeln. Auch die Unternehmen und ihre Logistikpartner müssen möglichst schnell auf Störungen reagieren. Ein von politischer Seite derzeit ins Spiel gebrachtes „Friendshoring“, bei dem westliche Industrieländer einen größeren Anteil ihrer Lieferketten in politisch befreundete Volkswirtschaften verlagern, um sich so den Zugang zu wichtigen Rohstoffen und anderen Produkten zu sichern, ist jedoch kurzfristig nicht machbar und darüber hinaus wenig praxisnah. Die Antwort von Dachser sind vielmehr umfassende und eng mit den Kunden abgestimmte weltweite Logistikkonzepte.

These 4: Die Resilienz der Lieferketten hat strategische und operative Dimensionen.

Entscheidend bei der Ausgestaltung von resilienten Supply Chains ist das Zusammenspiel mit weiteren, strategischen Faktoren, die auch die geopolitischen Transformationen und gesellschaftlichen Veränderungen berücksichtigen. Verlässliche Logistiklösungen werden immer wichtiger - was sich auch darin zeigt, dass sich in der Chemieindustrie der Käufer- zu einem Angebotsmarkt gewandelt hat.
Für resiliente Supply Chains spielt zukünftig insbesondere die Wahl von Produktionsländern und Zulieferstandorten eine bedeutende Rolle. Bei der Gestaltung der globalen Transportlösungen kann Dachser den Kunden relevante Netzwerkvorteile und die notwendige Expertise bieten, um weitere Engpässe bestmöglich zu umgehen.

These 5: Energie, Logistikflächen und Personal werden zu entscheidenden Standortfaktoren.

Die globale Standortwahl und damit auch die Ausgestaltung der Lieferketten wird zunehmend von knappen Ressourcen bestimmt. Zudem bringen die stark gestiegenen Kraftstoff- und Energiepreise derzeit viele Unternehmen in die Bredouille. Hohe Kosten für Diesel, Ad Blue, Strom und Gas belasten auch die gesamte Logistikbranche. Besonders für Fuhrunternehmen sind die Preissprünge schwer zu verkraften. Deswegen unterstützt sie Dachser mit rascher Bezahlung.

Darüber hinaus gewinnt der Klimaschutz auch für die Dachser Kunden weiterhin an Bedeutung, denn der Klimawandel wird, über alle kurzfristigen Disruptionen hinaus, den globalen Handel in den kommenden Jahrzehnten entscheidend beeinflussen. Viele Unternehmen beziehen Nachhaltigkeitsaspekte bereits heute in ihren Auswahlprozess für ihre Dienstleister und Lieferanten sowie in Kaufentscheidungen mit ein. Auch werden vermehrt von ihnen CO2-Reports eingefordert.

Auch der Kampf um die knappen Personalressourcen in den Industrienationen wird mittlerweile branchenübergreifend geführt. In Zeiten des demografischen Wandels wird er allein über Recruiting nicht zu gewinnen sein. Dachser investiert daher in die Ausbildung, in attraktive Vergütungs- und Arbeitsmodelle, moderne Technologie für die Mitarbeitenden und Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.

These 6: Werte sind ein strategisches Kriterium in einer unsicheren Welt.

Das Prinzip gelebter Werte leitet Unternehmen zunehmend bei der globalen Standortwahl und spiegelt sich nicht zuletzt in der Verantwortung für die Mitarbeitenden wider. Werteorientiertes, nachhaltiges Handeln und Verantwortung für kommende Generationen zu übernehmen, ist heute bereits fester Bestandteil der Unternehmenspolitik von Dachser. „Für Dachser spielt der Werterahmen eine wichtige Rolle: Wir decken alle wichtigen Wirtschaftsräume ab, müssen als mittelständisches Familienunternehmen aber auch nicht überall selbst präsent sein. Deshalb prüfen wir jedes Mal auch sehr genau, ob ein Markteintritt mit unseren zentralen Unternehmenswerten und strengen Compliance-Regeln vereinbar ist,“ sagt CEO Burkhard Eling. Denn: „Menschenrechte, gesunde und faire Arbeitsbedingungen, klare Compliance-Regeln sind nicht verhandelbar.“

Fazit von Dachser CEO Eling

Was bedeutet all dies für die Logistik an der Schwelle zum Jahr 2023? „Der Krisenmodus der vergangenen zweieinhalb Jahre hat bei den Kunden den Blick auf die Logistik und den Wert von Zuverlässigkeit gerade in schwierigen Zeiten geschärft“, beobachtet der Dachser CEO. „Wann und wie sich die Konjunktur wieder erholt und ob 2023 schon wieder neue Unwägbarkeiten und Umbrüche auf die Welt zusteuern, wird sich zeigen.“ Burkhard Eling bringt dies auf den Punkt: „Resilienz wird zum entscheidenden Faktor bei der Ausgestaltung zukunftsfester Supply Chains. Der Weg dorthin führt über ein auf Werten basiertes Handeln, das langfristig orientiert ist und die notwendige Proaktivität und Anpassungsfähigkeit mitbringt.“