Infraserv Wiesbaden startet Vollbetrieb des modernisierten Kraftwerks im Industriepark

Hocheffiziente Technologie für verbesserten Klimaschutz ohne Kohlestrom

Blick vom äußeren Treppenaufgang des neuen GuD-Kraftwerks in Richtung des ISW-Verwaltungsgebäudes im Industriepark Wiesbaden

Infraserv Wiesbaden (ISW) hat, nach knapp zwei Jahren Bauzeit, das neue Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) für die Energieversorgung im Industriepark in den regulären Vollbetrieb genommen. Mit einem Investitionsvolumen von rund 90 Millionen Euro kommt damit das bislang größte Investitionsprojekt des Industrieparkbetreibers zum Abschluss. Es soll den 75 Standortunternehmen, darunter etwa 15 große Produktionsbetriebe aus den Bereichen Lebensmittel, Chemie und Pharma, dauerhaft attraktive Standortbedingungen bieten. Wesentlich hierfür ist die Erzielung einer weitgehend autarken Strom- und Energieversorgung im Industriepark, um die wachsenden Anforderungen an Energie-Sicherheit und Stabilität der Versorgungsnetze zu erfüllen. Der Fremdstromanteil des im Wiesbadener Industriepark benötigten Stroms lag vor der Modernisierung mit etwa 420 Gigawattstunden (GWh) bei rund zwei Dritteln des Gesamtbedarfs. Ab sofort wird dieser Bedarf stark zurückgehen. Zeitweise kann sogar überschüssig produzierter Strom in das vorgelagerte öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Hierfür sorgt der Ausbau der Stromleistung von zuvor 32 Megawatt (MW) auf jetzt 78 MW. Auch die besicherte Dampfleistung des Kraftwerkskomplexes wurde auf mehr als 230 Tonnen/Stunde erweitert.

Die behördliche Genehmigung für den Baubeginn war vom Regierungspräsidium Darmstadt im Juli 2019 erteilt worden. Im Anschluss konnten, trotz der im Frühjahr 2020 einsetzenden Pandemiesituation, alle wichtigen Meilensteine pünktlich erreicht und das veranschlagte Investitionsbudget eingehalten werden. Jörg Kreutzer, Geschäftsleiter der Infraserv-Wiesbaden-Gruppe: „Wir sind sehr stolz auf die Leistung unserer Mitarbeitenden und dankbar für die gute Zusammenarbeit mit den Standort- und Partnerfirmen, die das Projekt von einem frühen Planungsstadium an aktiv begleitet und mitgestaltet haben, nicht zuletzt auch den zuständigen Behörden und dem Bankenkonsortium, das die Projektfinanzierung ermöglicht hat. Mit der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerkskomplexes haben wir einen großen Schritt gemacht, um in den Zeiten der Energiewende gut zu bestehen und die Digitalisierung unserer Leistungen voranzutreiben.“

Leistungsstarke Komponenten

Nach den „heißen“ Probebetrieben der beiden neuen Gasturbinen-Kessel-Kombinationen zum Jahreswechsel 2020/21 standen zuletzt umfangreiche Prüfungen und Testläufe auf dem Programm, um auch in schwierigen Netzsituationen die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Fahrweise der neuen Kraftwerkskomponenten mit den schon bestehenden und in Betrieb bleibenden Energieerzeugungskomponenten zu optimieren. Im Altkraftwerk wurden bislang vier Dampfkessel befeuert, wovon einer das Ende seiner technischen Lebensdauer erreicht hat und nun abgeschaltet wurde. Ein weiterer Kessel aus dem Altbestand ist aus dem Regelbetrieb herausgenommen worden und dient fortan als Kaltreserve für den Fall, dass der Energiebedarf steigen sollte.

Zu den verbliebenen zwei Dampfkesseln des Altkraftwerks sind im Rahmen der Modernisierung zwei leistungsstarke Gasturbinen-Kessel-Kombinationen hinzugekommen. Für diese Neukomponenten wurde ein 36 Meter hohes Kesselhaus als Stahlbaukonstruktion errichtet, wofür rund 800 Tonnen Stahl verbaut worden sind. Der regionale ISW-Partner ESWE Versorgung führt über eine neue Hochdruckleitung Erdgas an die Gasturbinen des GuD-Kraftwerks heran. Hierfür wurden von der Wiesbadener Deponiestraße aus mit einem 246 Meter langen Mikrotunnel die Bahntrassen und die Autobahn 671 unterquert. Vom Parkplatz vor Tor Nord des Industrieparks aus verlaufen die Leitungen zunächst unterirdisch und dann auf Rohrbrücken zur neuen Erdgasverteilerstation, die im Dezember 2020 eingeweiht wurde. An das Kesselhaus ist ein 40 Meter hoher Kopfbau angegliedert. Darin befindet sich das Herzstück der Gesamtanlage: eine hochmoderne Zentralwarte, von der aus das GuD-Kraftwerk und mittelfristig alle Anlagen zur Ver- und Entsorgung im Industriepark rund um die Uhr im 24/7-Betrieb digital unterstützt gesteuert werden.

In einem eindrucksvollen ISW-Video wird der zweijährige Baufortschritt anhand der wichtigsten Meilensteine dokumentiert und das Innenleben des Kesselhauses und die digital gesteuerte Zentralwarte vorgestellt. Dr. Ilka Teermann, Geschäftsfeldleitung Ver- und Entsorgung Infraserv Wiesbaden: „Die Realisierung dieser Zukunftsinvestition für den Industriepark habe ich über Fachmedien schon vor meinem Einstieg bei Infraserv Wiesbaden verfolgt. Als ich im Mai 2021 hier aufgeschlagen bin, konnte ich mich schnell davon überzeugen, welch großartige Teamleistung der ISW-Gruppe sich dahinter verbirgt. Ein solches Projekt im vorgegebenen Zeit- und Finanzplan umzusetzen, ist eine Spitzenleistung. Getoppt wird dies noch dadurch, dass das verantwortliche Team der Ver- und Entsorgung mit seinen rund 90 Mitarbeitenden in den zwei Jahren Bauphase zeitgleich den kompletten Normalbetrieb bewerkstelligt hat. Dadurch war für unsere Standortkunden ein reibungsloser Industrieparkbetrieb gewährleistet.“

Fokus Klimaschutz

Bei der Planung und Realisierung des Kraftwerksprojektes spielte der Klimaschutz eine wichtige Rolle. Der nach dem Prinzip einer Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) arbeitende Kraftwerkskomplex erreicht einen durchschnittlichen Energieausnutzungsgrad von über 80 Prozent. Das neue GuD-Kraftwerk gilt als hocheffizient und als anerkannte Brückentechnologie zur nachhaltigen Energieversorgung ohne Kohle und Kernkraft. Dem Klimaschutz zu Gute kommt der Verzicht auf den Zukauf von Kohlestrom. Steinkohle weist als Energiequelle eine etwa um den Faktor zwei ungünstigere Klimabilanz auf als die Nutzung von Erdgas in einem modernen GuD-Kraftwerk mit hohen Wirkungsgraden. Durch den Leistungsausbau des Kraftwerks im Wiesbadener Industriepark wird sich der lokale CO2-Fußabruck zwar vergrößern. Über die gesamte Kette der Energieschöpfung von der Rohstoffgewinnung bis zur energetischen Nutzung ergibt sich jedoch eine deutlich günstigere Gesamtklimabilanz. Im Begriff Brückentechnologie steckt zudem der Hinweis auf weitere Potenziale für verbesserten Klimaschutz bei der Energieversorgung. Als Vision vorgedacht ist bereits, die Gasturbinen in einigen Jahren auch durch die Verbrennung sogenannter „grüner Gase“ anzutreiben. Damit gemeint sind gasförmige Brennstoffe, die nicht mehr auf fossilen Rohstoffen beruhen.
 

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