Chemiebranche steht 2017 vor M&A Rekordjahr

KPMG-Analyse

Weltweite M&A Spitzenreiter

Für 2017 deuten mehrere anstehende Übernahmen – insbesondere in der Agrochemie - ein Rekordjahr für den Chemiesektor an. So beläuft sich das Volumen der zehn größten bereits angekündigten Transaktionen und Fusionen in der Chemiebranche auf 181,9 Milliarden US-Dollar. Deutsche Unternehmen sind an diversen Mega-Transaktionen und Fusionen beteiligt. Das zeigt eine KPMG-Analyse, die auf Zahlen von Thomson Reuters beruht.

Deutsche Chemiekonzerne sind dabei, insbesondere in den USA in Unternehmen der margenstarken und mit hohen Eintrittsbarrieren verbundenen Spezialchemie zu investieren. BASF hat den Lackspezialisten Chemetall für 3,2 Milliarden Dollar akquiriert. Evonik kündigte im ersten Halbjahr 2016 mit der 3,8 Milliarden Dollar-Übernahme des Spezialchemiegeschäfts von Air Products den größten Deal seiner Unternehmensgeschichte an. Darüber hinaus gab der Konzern die Übernahme des Silica-Geschäfts von J.M. Huber für 630 Millionen US-Dollar bekannt. Im zweiten Halbjahr 2016 brachte Lanxess mit der angekündigten Übernahme von Chemtura, ein Anbieter von hochwertigen Flammschutz- und Schmierstoff-Additiven, weitere Dynamik in den Markt der Spezialchemie.

Außerhalb der Spezialchemie kündigten Linde und Praxair den Merger zum größten Hersteller von Industriegasen an. Zusammen erreichen die Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 65 Milliarden US-Dollar. Weiterhin treibt Bayer die Konsolidierung des Agrochemie-Marktes maßgeblich voran. Vir Lakshman, Leiter des Bereichs Chemie und Pharma bei KPMG Deutschland: „Chemieunternehmen forcieren strategische M&A-Aktivitäten, um ihre Positionierung in dem langfristig attraktiven Wachstumsmarkt der Agrochemie auszubauen. Branchenführer wie Bayer und Monsanto setzen zudem auf strategische Investitionen und langfristige Partnerschaften mit anderen Technologieanbietern, um digitale Lösungen zur Bewirtschaftung von Ackerflächen anbieten zu können. Dieser Trend wird auch durch eine KPMG-Studie zur digitalen Transformation der chemischen Industrie bestätigt.“

Konsolidierungstrend in der globalen Agrochemie
Insbesondere im Agrochemie-Markt kündigen sich aufgrund der M&A-Aktivitäten des vergangenen Jahres deutliche Veränderungen unter den Marktführern an. Allen voran: Bayers Bestrebungen, den amerikanischen Saatgut-Weltmarktführer Monsanto für 66 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, um so zum Weltmarktführer in den Bereichen Pflanzenschutz und Saatgut aufzusteigen. Im vergangenen Jahr stimmte außerdem Syngenta der Übernahme durch den staatlichen chinesischen Chemiegiganten ChemChina für 43 Milliarden Dollar zu. Angestoßen worden war die Konsolidierungswelle 2015 durch die angekündigte Fusion von Dow Chemicals und DuPont mit einer kombinierten Marktkapitalisierung von ca. 130 Milliarden US-Dollar.

Bilanz 2016: Deutlicher Rückgang bei M&A
Weltweit haben Chemie- und Pharmakonzerne im vergangenen Jahr Fusionen und Übernahmen im Wert von 257 Milliarden US-Dollar abgewickelt. Das bedeutet im Vergleich zu 2015 (372 Milliarden US-Dollar) eine Abnahme um 31 Prozent. In der Chemiebranche kam es insgesamt zu M&A-Deals im Volumen von 72 Milliarden Dollar (bei 774 Transaktionen). Der französische Konzern Air Liquide verzeichnete mit der 13,4 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Airgas die größte Chemie-Transaktion des Jahres 2016.