Tüv Nord zertifiziert ressourcenschonende Herstellung von Silicondichtstoffen

Wacker nutzt als erstes Chemieunternehmen ein zertifiziertes Massen-bilanzverfahren zur Herstellung von Silicondichtmassen

Der Münchner Chemiekonzern Wacker hat einen weiteren Meilenstein bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe in der Siliconproduktion erreicht. Nach der Zertifizierung von biomethanolbasierten Siliconölen und Siliconemulsionen gab der Technologiedienstleister Tüv Nord nun grünes Licht für die ressourcenschonende Herstellung von Silicondichtstoffen gemäß Redcert-2 Standard. Wacker bilanziert dabei Massenanteile von Roh- und Hilfsstoffen aus fossilen Ressourcen und kompensiert diese durch Methanol aus Biomasse. Damit ist Wacker das erste Chemieunternehmen, das den organischen Anteil von Dichtstoffen auf rein pflanzlicher Basis und damit nicht mit petrochemisch erzeugten Rohstoffen produziert. Silicondichtstoffe sind wichtige Werkstoffe im Bau- und Montagesektor. Sie werden vor allem zum Kleben und zum Abdichten von Fugen verwendet.

Silicondichtstoffe bestehen hauptsächlich aus einem Siliconpolymer, das bei Raumtemperatur zu einem gummiartigen Elastomer vernetzt, sowie aus Weichmachern, Füllstoffen und Additiven. Neben Silicium, das durch die Reduktion von Quarzsand mit Kohlenstoff entsteht, ist Methanol ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung des Polymers. Die Chemikalie wird zuerst zu Methylchlorid und dieses anschließend im sogenannten Müller-Rochow-Prozess mit elementarem Silicium zu einem Gemisch verschiedener Methylchlorsilane umgesetzt. Diese dienen dann als Vorprodukte für die Siliconherstellung. Wacker verwendet sowohl Methanol aus fossilen Rohstoffen als auch Methanol aus Biomasse, was aber chemisch gesehen keine Rolle spielt. Das Molekül ist hinsichtlich seiner Struktur und Eigenschaften immer identisch.

Das Massenbilanzverfahren nutzt diesen Umstand. Wird innerhalb des Produktionsverbunds Methanol sowohl aus pflanzlichen als auch aus fossilen Quellen eingesetzt, lassen sich die Anteile der Rohstoffe aus Biomasse bilanzieren und eindeutig einzelnen Verkaufsprodukten zuordnen. Der Ansatz ist vergleichbar mit dem in Deutschland bekannten System zur Zertifizierung von Ökostrom. Wacker nutzt das Verfahren bereits für die Herstellung biomethanolbasierter Siliconprodukte für die Textil-, Papier- und Konsumgüterindustrie. Der Technologiedienstleister TÜV Nord hat nun auch die Herstellung von Silicondichtmassen von Wacker zertifiziert. Geprüft wurde diesmal nach dem neuen Redcert-2 Standard. Es werden dabei nicht nur alle organischen Rohstoffe für die Siliconherstellung erfasst, sondern auch alle weiteren organischen Bestandteile der Formulierung. Dadurch kann Wacker nachweisen, dass seine Silicondichtmassen 100 Prozent frei von fossilen Rohstoffen sind. Voraussetzung ist, dass die zugekauften Rohstoffe aus Biomasse nachhaltig hergestellt wurden und alle dafür notwendigen Ausgangsmaterialien ebenfalls aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. Die für die Herstellung der Produkte benötigten Rohstoffmengen werden im Rahmen einer jährlichen Rezertifizierung regelmäßig überprüft.

„Bei den weltweiten Anstrengungen zum Klimaschutz spielt ökologisches und nachhaltiges Bauen eine zentrale Rolle“, sagt Dr. Robert Gnann, Leiter des Geschäftsbereichs Wacker Silicones. „Dank der erfolgreichen Zertifizierung unseres Massenbilanzverfahrens sind wir das erste Unternehmen, das gebrauchsfertige Dichtstoffmassen auf Basis nicht-fossiler Rohstoffe anbietet. Das ist auch für unsere Kunden eine gute Nachricht: Sie können biomethanolbasierte Dichtstoffe, die sie von uns beziehen, ebenfalls als ressourcenschonend und fossilfrei deklarieren.“ Für Laurent Morineaux, Leiter des Bereichs Construction Silicones, zeigt die erfolgreiche Zertifizierung einmal mehr, dass Wacker konsequent auf Nachhaltigkeit setzt. „Sealants zählen zu den volumenstärksten Siliconprodukten unseres Portfolios“, betont der Manager. „Mit der Einführung von Produkten, die auf Biomethanol basieren, stärken wir nicht nur die Nachhaltigkeit unseres Portfolios. Wir leisten auch einen substanziellen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Bauindustrie, von dem auch unsere Kunden profitieren.“