Membranexperte Matthias Wessling ist Leibniz-Preisträger 2019

Höchste Auszeichnung der DFG für RWTH-Professor und Mitglied des DWI Leibniz-Instituts für Interaktive Materialien in Aachen e.V.

Leibniz-Preisträger Matthias Wessling vor einem Versuchsstand der Aachener Verfahrenstechnik

Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Preisträgerinnen und Preisträger im Rahmen des Gottfried Wilhelm Leibniz-Programms bekannt gegeben. Sie erhalten jeweils ein Preisgeld von 2,5 Millionen Euro, das forschungsgebunden ist. „Wir freuen uns riesig über die hohe Anerkennung für diesen herausragenden Wissenschaftler. Matthias Wessling gilt als einer der produktivsten und einflussreichsten Experten für Membrantechnologie und Polymerforschung“, so RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger nach Bekanntgabe der Entscheidung. Am Standort Aachen sei es mit seiner Hilfe gelungen, die Ingenieurwissenschaften noch enger mit den Naturwissenschaften und der Medizin zu verzahnen. „Seine Arbeit trägt wesentlich dazu bei, dass die RWTH und ihre Partner auf dem Weg in die internationale Spitze der Membranforschung sind.“

Vorgeschlagen wurde Matthias Wessling durch den Präsidenten der die Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner. Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen, die in ihrer Forschung wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Relevanz unter dem Motto „Theoria cum praxi“ verbinden. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Sie hat ebenso wie der wichtigste Forschungs-Preis der DFG den deutschen Philosophen und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz zum Namensgeber. „Wir gratulieren Matthias Wessling ganz herzlich zum Leibniz-Preis“, sagt Professor Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. „Wir sind glücklich, einen international so renommierten Forscher in unseren Reihen zu haben. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten zu Membrantechnologie und Polymerforschung, die bereits vielfach Eingang in die Praxis gefunden haben, ist er ein herausragendes Beispiel für die kooperative und transdisziplinäre Forschung in der Leibniz-Gemeinschaft.“

Der Membranexperte ist mit seinem Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik Mitglied des Lehrstuhlverbunds der Aachener Verfahrenstechnik (AVT). Die fünf Lehrstühle der AVT forschen gemeinsam an ressourcenschonenden Prozessen und Produkten der nächsten Generation. „Wir freuen uns mit unserem AVT-Kollegen über diesen großartigen Erfolg und die Anerkennung seiner herausragenden, wissenschaftlichen Leistung. Sein Forschergeist und seine Vision von einer interdisziplinär ausgerichteten Verfahrenstechnik haben sowohl die AVT, als auch die internationale Verfahrensforschung maßgeblich mitgeprägt“, betont Professor Andreas Jupke, Sprecher der AVT.

„Auch für das DWI als eines der kleineren Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft ist das ein großer Erfolg, der uns für unsere interdisziplinäre Forschung nachdrücklich weiter ermutigt“, findet Professsor Möller als Leiter des Leibniz-Instituts für Interaktive Materialien. Mit Matthias Wessling erhält einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Membrantechnologie und Polymerforschung den Leibniz-Preis 2019, heißt es in der Begründung der DFG. Geehrt wird er für seine richtungsweisenden Arbeiten zur Synthese, Beschreibung und zum Verständnis semipermeabler, also teilweise durchlässiger synthetischer Membranen. Generell sind Membrane dünne Materialschichten, die zwei Räume voneinander trennen. Damit werden sie zu wichtigen Bestandteilen in vielen industriellen Prozessen, etwa bei der Wasserentsalzung, Abwasser- und Abgasbehandlung oder bei Hochleistungsbatterien und Brennstoffzellen. Durch Wesslings Forschungsarbeiten war es erstmals möglich, die Membranfunktionalität präzise zu justieren und die daraus resultierenden Wirkmechanismen zu analysieren und zu verstehen.

Als besonders bemerkenswert hebt die Leibniz-Gemeinschaft in ihrem Vorschlagstext zur Preisvergabe hervor, dass Wessling den experimentellen Beweis der Existenz hydrodynamischer elektro-osmotischer Instabilitäten an einer ionen-selektiven Membran/Fluid-Grenzfläche erbracht habe. Mathematisch seien diese Instabilitäten zwar vorhergesagt worden. Der experimentelle Beweis wurde aber unter seiner Führung durch ein niederländisch-israelisches Forscherteam erbracht. Inzwischen sind in Zusammenarbeit mit der Stanford University weitere Details der Instabilitäten mittels aufwendiger numerischer Simulationen quantifiziert worden und können diese sogar experimentell induziert werden. Seine grundlegenden Untersuchungen finden inzwischen in vielen Produkten Verwendung, sowohl in der Industrie als auch in der Medizintechnik, etwa bei der Nierendialyse.

Seit September 2018 ist Professor Wessling als Prorektor für Forschung und Struktur auch Mitglied des Leitungsgremiums der RWTH Aachen, zuvor war er Prodekan für Strategie der Fakultät für Maschinenwesen. Die Einbindung der Exzellenzstrategie in die Entwicklung der Universität und die Begleitung der entsprechenden Antragstellungen ist ihm ein besonderes Anliegen.
 

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Chemie