Wacker bestätigt für 2023 deutlichen Rückgang bei Umsatz, Betriebsergebnis und Gewinn

Schwaches Marktumfeld wird Finanzergebnisse 2024 negativ beeinflussen

Wacker Chemie

Wacker Chemie hat bei der Vorlage des Geschäftsberichts bestätigt, dass das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 aufgrund des anhaltend schwachen Marktumfelds deutlich niedrigere Umsatz- und Ergebniswerte als im Vorjahr erzielt hat. Der Gesamtumsatz des Chemiekonzerns betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 6,4 Milliarden Euro. Das sind 22 Prozent weniger als im Vorjahr, als 8,2 Milliarden Euro verbucht wurden. Ausschlaggebend für den Rückgang waren vor allem niedrigere Preise und Absatzmengen. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag im Geschäftsjahr 2023 bei 824 Millionen Euro gegenüber 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Dies entspricht einem Rückgang von 60 Prozent. Gründe für den Rückgang waren neben niedrigeren Preisen die anhaltend hohen Energiekosten in Deutschland sowie weltweit hohe Rohstoffkosten. Darüber hinaus führte der geringere Absatz zu einer geringeren Auslastung der Produktionsanlagen. Dagegen wirkten sich Einsparungen aus den laufenden Effizienzprogrammen des Konzerns positiv auf die Ergebnisentwicklung aus.

Das Jahresergebnis 2023 lag bei 327 Millionen Euro nach knapp 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. „Im Jahr 2023 ist der Industriemotor weltweit ins Stottern geraten. Vor allem die chemische Industrie war mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Dem konnten auch wir uns nicht entziehen“, bekräftigt Wacker-Vorstandschef Christian Hartel. „Die zu Beginn des Jahres erhoffte Erholung der Nachfrage im zweiten Halbjahr hat nicht stattgefunden. Die Inflationsraten lagen weiterhin auf einem hohen Niveau. Der Preisdruck hat zugenommen. Im internationalen Vergleich waren die Energiepreise in Deutschland weiterhin hoch. Hohe Rohstoffkosten weltweit haben die Branche zusätzlich belastet. Wir konnten daher nicht an die Rekordwerte des Jahres 2022 anknüpfen.“

Entwicklung in den Regionen

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Wacker 85 Prozent seines Umsatzes im Ausland und 15 Prozent in Deutschland. Dabei war die Entwicklung in allen Regionen rückläufig. In Asien ging der Umsatz um 26 Prozent auf 2,75 Milliarden Euro zurück. In Amerika ging der Umsatz um 19 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro zurück. In Europa erzielte Wacker einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro, ein Minus von 19 Prozent.

Höhere Investitionen als im Vorjahr

Mit 710 Millionen Euro lagen die Investitionen um 30 Prozent über dem Vorjahreswert von 547 Millionen Euro. Die Mittel flossen vor allem in den Kapazitätsausbau der vier Geschäftsbereiche. Am Standort Burghausen erweiterte das Unternehmen die Kapazitäten zur Herstellung von Polysilicium in Halbleiterqualität. Investiert wurde auch in zusätzliche Kapazitäten zur Herstellung von hochreinem Chlorwasserstoff, einem wichtigen Hilfsstoff in der Halbleiterproduktion. Weitere Investitionen flossen in zusätzliche Produktionskapazitäten für Silicon-Spezialitäten am Standort Nünchritz sowie für organofunktionelle Silane in Jining, China. Auch in Zhangjiagang, China, wurde in Kapazitäten zur Herstellung von Spezialsiliconen investiert. Ebenfalls in China, am Standort Nanjing, verdoppelte Wacker die Kapazitäten für Dispersionen und Dispersionspulver. Der Ausbau erstreckte sich über mehrere Jahre und wurde 2023 erfolgreich abgeschlossen. In der Biotechnologie baut Wacker derzeit in Halle ein mRNA-Kompetenzzentrum auf, mit dem sich das Unternehmen künftig an der Pandemievorbereitung in Deutschland beteiligen wird. Das Kompetenzzentrum wird Mitte des Jahres eröffnet. Mit der Übernahme der spanischen ADL Biopharma, einem Auftragshersteller für die Lebensmittel-, Pharma- und Konsumgüterindustrie, hat Wacker 2023 sein Biotechnologiegeschäft weiter gestärkt. Mit dem neuen Standort in León, Spanien, und dem Bau des mRNA-Kompetenzzentrums in Halle hat Wacker 2023 wichtige strategische Meilensteine im Bereich Biosolutions erreicht.

Entwicklung in den Geschäftsbereichen

Der Geschäftsbereich Wacker Silicones erzielte im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 2,74 Milliarden Euro. Das waren 21 Prozent weniger als im Vorjahr. Noch stärker ging das Ebitda zurück. Es sank um 73 Prozent auf 236 Millionen Euro. Ausschlaggebend für den starken Rückgang waren niedrigere Preise vor allem bei Standardprodukten sowie geringere Mengen bei Spezialprodukten. Darüber hinaus belasteten eine geringere Anlagenauslastung und anhaltend hohe Rohstoffkosten das operative Ergebnis.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Wacker Polymers belief sich im Berichtsjahr auf 1,58 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang von 21 Prozent. Auch hier wirkten sich vor allem geringere Mengen und Preise umsatzmindernd aus. Das Ebitda lag mit 253 Millionen Euro um zwölf Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch hier wirkten sich niedrigere Verkaufspreise und Mengen negativ aus, während niedrigere Rohstoffpreise das operative Ergebnis positiv beeinflussten.

Der Geschäftsbereich Wacker Biosolutions konnte seinen Umsatz leicht um zwei Prozent auf rund 337 Millionen Euro steigern. Vor allem das Geschäft mit Biopharmazeutika legte zu. Der Umsatz mit etablierten Produkten ging dagegen aufgrund niedrigerer Preise und Absatzmengen zurück. Das Ebitda lag mit sieben Millionen Euro um 59 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dieser Rückgang ist vor allem auf Integrations- und Anlaufkosten an den Standorten León und Halle zurückzuführen.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Wacker Polysilicon lag mit 1,6 Milliarden Euro um 30 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch hier waren vor allem niedrigere Absatzmengen und Preise für den Rückgang verantwortlich. Der Umsatz und damit der Anteil von Polysilicium für die Halbleiterindustrie konnte gegenüber dem Vorjahr weiter gesteigert werden. Das Ebitda sank um 61 Prozent auf 321 Millionen Euro. Neben den produktionsbedingt niedrigeren Absatzmengen und Preisen im Bereich Solarsilicium wirkten sich die anhaltend hohen Energiepreise in Deutschland negativ aus.

Ausblick für Geschäftsjahr 2024

Zu den Erwartungen für das laufende Jahr sagt Hartel: „In zahlreichen Anwendungsfeldern prägt die schwache Konjunktur weiterhin das Bestellverhalten unserer Kunden. Während die Nachfrage nach Siliconen in einigen Abnehmerbranchen zum Jahresbeginn gestiegen ist, herrscht vor allem im Baubereich weiterhin Zurückhaltung. Eine nachhaltige Trendwende auf der Nachfrageseite lässt sich daraus noch nicht ableiten.“ Damit lag der Umsatz in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt erwartet Wacker für das erste Quartal einen Konzernumsatz in der Größenordnung von 1,5 Milliarden Euro. Beim Ebitda geht das Unternehmen für das 1. Quartal von einem Wert auf dem Niveau des Vorquartals aus. Für das Gesamtjahr rechnet Wacker mit einer Geschäftsentwicklung leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Der Umsatz wird voraussichtlich zwischen sechs und 6,5 Milliarden Euro liegen. Das Ebitda soll zwischen 600 und 800 Millionen Euro liegen. Dabei geht das Unternehmen von steigenden Absatzmengen aus. „Sollte es im Jahresverlauf zu einer Erholung der Konjunktur kommen, gibt es weiteres Potential für höhere Absatzmengen“, kommentiert Hartel. Die Ergebnisentwicklung wird vor allem durch niedrigere Absatzpreise gebremst.

Wacker stemmt sich mit Kosteneinsparprogrammen gegen schwache Nachfrageentwicklung

Wacker reagiert mit einer erhöhten Kostendisziplin auf das schwache Marktumfeld. „Wir verfolgen vorerst eine restriktive Personalpolitik, verschlanken Prozesse und sparen bei unseren Sachkosten“, erläuterte Hartel. „Mittel- und langfristig blicken wir optimistisch in die Zukunft“, bekräftigte der Vorstandschef. „Wacker ist strategisch und finanziell gut aufgestellt. An unseren Wachstumszielen bis zum Jahr 2030 halten wir unverändert fest."
 

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