VCI zieht Bilanz: Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sinkt auf 229 Milliarden Euro

Wirtschaftliche Lage der chemisch-pharmazeutischen Industrie

Dr. Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie

Die chemisch-pharmazeutische Industrie hat das Jahr 2023 mit einem enttäuschenden Schlussquartal abgeschlossen. Vor allem fehlende Aufträge aufgrund der schwachen Industriekonjunktur in Europa und der intensive Wettbewerb führten zu Umsatzrückgängen im In- und Ausland.  Weitere Produktionskürzungen waren die Folge. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentiert die aktuelle Situation: „Das Jahr 2023 hat auf der ganzen Linie enttäuscht. Und die guten Nachrichten für den Standort Deutschland bleiben auch weiterhin rar gesät. Nicht nur die chemisch-pharmazeutische Industrie, sondern die gesamte heimische Wirtschaft leidet weiterhin unter der schleppenden Konjunktur und den strukturellen Problemen. Trotzdem keimt nach der langen Dürrephase erste Hoffnung auf. Seit Februar berichten einzelne Unternehmen von einer leicht verbesserten Auftragslage, vor allem im Ausland. Dieses zarte Pflänzchen einer wirtschaftlichen Erholung braucht jetzt Wasser, Dünger und viel Licht. Auch von der Politik.“

Denn trotz dieser vorsichtig positiven Signale ist aus Sicht des VCI noch keine konjunkturelle Trendwende erkennbar. Die Lage auf den Energie- und Rohstoffmärkten bleibt angespannt. Der anhaltende Auftragsmangel in Verbindung mit den hohen Produktionskosten am Standort Deutschland belastet weiterhin die Geschäfte.

Die wirtschaftlichen Zahlen im Überblick:

  • Die Produktion ging im Vergleich zum Vorquartal um 2,3 Prozent zurück. Im Vorjahresvergleich entsprach dies einem Minus von 4,3 Prozent. Die Kapazitäten der Branche waren mit 77,2 Prozent nicht ausgelastet.
  • Die Erzeugerpreise gingen im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent zurück. Damit waren chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 5,3 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor.
  • Der Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank im vierten Quartel saisonbereinigt um ein Prozent auf insgesamt 51,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Verkaufserlöse um 11,9 Prozent.
  • Die Zahl der Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie blieb mit rund 477.000 Beschäftigten stabil. 
  • Betrachtet man das Gesamtjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr, ging die Produktion um 7,9 Prozent zurück und der Umsatz sank um 12,2 Prozent auf insgesamt 229,3 Milliarden Euro.

VCI gibt Ausblick auf 2024: Situation bleibt schwierig

Eine stagnierende Produktion auf niedrigem Niveau erwartet der VCI für das Gesamtjahr 2024. Der Branchenumsatz wird in diesem Jahr voraussichtlich um 3,5 Prozent zurückgehen, bei sinkenden Preisen. Die deutsche Industrie leidet weiterhin nicht nur unter der schwachen Konjunktur, sondern vor allem unter den Wettbewerbsnachteilen des Standorts Deutschland. Und die werden sich im Aufschwung nicht von selbst auflösen. „Die deutsche Wirtschaft braucht dringend ein Comeback. Dazu ist eine Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik nötig, die den Fokus auf Wachstum, Transformation und Resilienz legt. Wir müssen an die Ursachen der Standortschwäche ran und nicht deren Symptome mit viel Geld kurieren“, sagt Wolfgang Große Entrup. Der Verband fordert von der Bundesregierung eine Neuausrichtung ihres wirtschaftspolitischen Kompasses. Sie muss mit ihrer Politik wieder berechenbar werden und zu ihren Entscheidungen stehen. Die Unternehmen brauchen Vertrauen in dauerhaft bezahlbare Energiepreise, kluge Regulierung, vernünftige Unternehmenssteuern und Luft zum Atmen bei Bürokratie und Genehmigungsverfahren.

Klarheit, Berechenbarkeit und Vertrauen sind auch auf europäischer Ebene dringend erforderlich. Gleiches gilt auch für Deutschland: „Veränderungen sind notwendig, um Deutschland zurück zu alter Stärke zu führen“, so Große Entrup. „Am Ende werden alle davon profitieren: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir bewahren uns als innovative und starke Branche auch in diesen schwierigen Zeiten die Zuversicht und arbeiten mit ganzer Kraft am Comeback.“
 

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