Ifat 2024: Wasserstoff trifft Umwelttechnik

Wasserstoff im Fokus auf der Ifat 2024 in München

Die internationale Umwelttechnologiemesse Ifat 2024 widmet dem Thema „Wasserstoff in der Kreislaufwirtschaft“ eine Spotlight-Area. Denn die Abfall-, Wasser- und Abwasserwirtschaft wird zum Partner der Wasserstoffwirtschaft. Sowohl bei der Erzeugung als auch der Nutzung des klimafreundlichen Energieträgers und seiner Nebenprodukte gibt es interessante Anknüpfungspunkte. So kann zum Beispiel die in Müllheizkraftwerken und Biogasanlagen gewonnene Energie zur CO2-neutralen Wasserstoffgewinnung dienen.

Wasserstoff aus Kunststoffmüll oder aus Abfällen und Abwasser

Bei der Wasserelektrolyse entsteht neben Wasserstoff auch Sauerstoff, mit dem sich Klärbecken effektiv belüften ließen. Methan aus der Klärschlammbehandlung oder auch Kunststoffabfälle können zu Wasserstoff sowie landwirtschaftlich oder industriell nutzbarem Kohlenstoff aufbereitet werden. Auch in Biogasanlagen kann der angesagte Energieträger erzeugt werden: Mit einer modernen Dampfreformierung oder Pyrolyse lässt sich das Rohbiogas direkt in hochreinen Wasserstoff umwandeln, der anschließend in komprimierter Form zum Endkunden transportiert werden kann. Forschungsvorhaben, Pilotprojekte und Start-ups erproben zudem verschiedene Methoden wie die „dunkle Fermentation“ oder die „Plasmalyse“, um aus Abwasser Bio-Wasserstoff zu gewinnen. Zudem werden auf der Ifat 2024 im Bereich der Wasserstoff-Sportlight-Area zwei interessante neue Verfahren vorgestellt. So fand ein Forscherteam an der texanischen Rice University kürzlich heraus, dass sich aus beliebig zusammengesetzten Plastikabfällen durch schlagartiges Erhitzen auf über 2.800 Grad Celsius Wasserstoff und das industriell nutzbare Kohlenstoffmaterial Graphen gewinnen lässt. Da die Kosten der Herstellung unter dem Wert der Produkte lägen, könnte das Verfahren auch wirtschaftlich attraktiv sein. Des Weiteren wandeln die Plasma-Elektrolyseure des Berliner Unternehmens Graforce Abfälle einschließlich Abwässer und Gase in Wasserstoff und wertvolle Nebenprodukte wie festen Kohlenstoff um. Die auch wirtschaftlich rentable Lösung reduziert die Kohlendioxid-Emissionen der Wasserstoffherstellung deutlich und fördert die Kreislaufwirtschaft.

Wasserstoff in der Kreislaufwirtschaft auf der Ifat 2024

„Wasserstoff bietet den Betrieben der Kreislaufwirtschaft vielversprechende Möglichkeiten. Als Produkt vieler lokaler Prozesse wie zum Beispiel der Abfallpyrolyse oder der Biomassenhydrolyse kann er in das örtliche Verteilnetz eingespeist und unter anderem als Kraftstoff für kommunale Fahrzeuge genutzt oder als Produktionsmittel für die ans Netz angeschlossenen Industrien angeboten werden. Der DVGW hat die Regelsetzungsarbeiten für Wasserstoff in der Netzinfrastruktur abgeschlossen und darüber hinaus Umstellungshilfen für die Branche erarbeitet. Auf der Grundlage des Gasnetzgebiets-Transformationsplans entsteht die Planung für Wasserstoffnetze. Die Datenbank ,VerifHy‘ liefert verlässliche Informationen zur Wasserstofftauglichkeit von Komponenten. Um sein Potenzial voll auszuschöpfen, muss Wasserstoff insbesondere in der kommunalen Wärmeplanung fest verankert werden. Er ist ein wichtiger Baustein, um Energiesektoren zu koppeln, insbesondere dort, wo Wasserstoff elektrolytisch aus lokalem Strom erzeugt wird und so das Energiesystem resilienter gestaltet“, betont Prof. Dr. Gerald, Vorstandsvorsitzender Ressort Energie des DVGW. Die nächste Ausgabe der Umwelttechnologiemesse Ifat findet vom 13. bis zum 17. Mai 2024 in München statt.